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heikes läspencomics

Ein Interview mit Heike Anacker aus Mönchengladbach, Deutschland

by Elke Zobl
(1999)

BIOGRAFISCHES
Zuerst einmal zum Biographischen: Können Sie mir etwas über ihre Person erzählen? Kommen Sie aus dem Kunstkontext? Wenn ja, was machen Sie sonst noch im künstlerischen Feld?

Heike Anacker: Ich bin 35 Jahre alt, Diplom-Grafik-Designerin, arbeite in einem Zeichenatelier, das Grußkarten produziert, lebe fast mein ganzes Leben lang im rheinländischen Mönchengladbach. Bin verliebt in eine Frau, die in Würzburg lebt (und falle somit sein 2 ½ Jahren regelmäßig unter die Franken). Als Kind habe ich die Comics als Ausdrucksmittel entdeckt. Als Teenager bin ich zwangsläufig in der Comic-Fan(zine)-Szene gelandet. Inzwischen interessieren mich vor allem die U.S.-Independent-Autorinnen-Comics, Frauen- und Lesbencomics (Über Roberta Gregory und Allson Bechdel habe ich geschrieben und veröffentlicht - zunächst im PLOP). Ich zeichne und schreibe immer mal wieder für Zeitungen von Projekten in unserer Stadt (Frauennetzwerk, Tauschring).

 


Heike Anacker gruendete PLOP:

Image from (not drawn by Heike I think):
http://bugpowder.com/andy/plop.html

INHALTLICHES UND MOTIVATION
Wie sind Sie dazugekommen, die Zeitschrift herauszugeben? Hatten Sie schon einmal mit Zeitschriften zu tun? Wenn ja, in welcher Form?

Heike Anacker: Von PLOP habe ich damals 27 Ausgaben herausgebracht. PLOP erscheint übrigens immer noch und wird inzwischen von Andreas Alt (Hermanstr. 33 A, D-866150 Augsburg) gemacht. Die aktuelle Nummer ist die Nr. 54. Unter dem Titel "heikes läspencomics" stelle ich seit Januar 1994 Comics von mir zu kleinen Heften in Miniauflage zusammen. Eigentlich sehe ich aber auch ein fünftes Heft in dieser Reihe, auch wenn es sich etwas unterscheidet (ich seh halt alles, was ich zeichne, als Heikes Läspencomics): verschickt bzw. überreicht an ca. 30 Leute, ohne Titel, noch weniger (!) Seiten, Umschlag aus schwarzer Wellpappe ‚gebastelt'. Verschiedene AdressatInnen haben mir darauf in Comicform geantwortet, und ihre Comics sollen ein sechstes Heft füllen. "Heikes Läspencomics" Nr. 1 und 2 sind übrigens durchgängig mit Farbstiften coloriert (ein Wahnsinn!), bei Nr. 3 und 4 zumindest das Cover. Es fällt mir schwer, meine unterschiedlichen Publikationen unter einen Hut zu bringen. Zwar soll's hier um "Heikes Läspencomics" gehen, aber die ‚PLOP-Zeit' ist für mich viel prägender gewesen im Hinblick auf solche Fragen wie wo ich mich verorte, verzeite oder verdingse...

 

Wie würden Sie ihre Zeitschrift bezeichnen (Magazin/Zeitschrift/Zine/Comic...)? Wie kommen Sie zu ihrer Definition? Was hat Sie dazu bewegt, sich so zu entscheiden

Heike Anacker: Die Bezeichnung "Zine" gefällt mir am besten. Paßt wegen der Kürze zur kleinen Form, die ich wähle, läßt sich inhaltlich mit allem füllen und wird von jedem anders ausgesprochen.

Aus welchen Gründen geben Sie die Zeitschrift heraus? Mit welchem Ziel?

Heike Anacker: Ich drücke mich gerne in Wort und Bild aus. Möchte möglichst unabhängig von anderen produzieren können. Brauche ein ‚langsames' Medium. Und es darf nicht viel kosten. Mit PLOP habe ich angefangen, heue ist es spezieller, reduzierter und persönlicher. "heikes läspencomics" ist eine Art Logo, mehr nicht. Früher war ich darauf angewiesen, über mein Fanzine PLOP mit anderen zu kommunizieren, mich auszuleben und zu produzieren. Mir war wichtig 100%ig die Kontrolle darüber zu haben, was andere von mir mitbekommen. Heute ist es spielerischer. Die sporadisch erscheinenden Heftchen sind mal so was wie ein Gruß an alte Bekannte, mal ein erweitertes (verschlüsseltes) Tagebuch, oder der Auftakt zum Austausch über ein Thema, das mich gerade beschäftigt.

HINTERGRUND
Welches Zielpublikum/LeserInnenschaft/Verbreitung hat die Zeitschrift?

Heike Anacker: Bekannte - und Unbekannte (aufgrund von Rezensionen in Comic- /punk-Zines oder -Fachmagazinen etc.) - aus der Comic/Fanzine-Szene; Freundinnen und Freunde; BesucherInnen von Schwulen/Lesben-Treffs (in der Anfangszeit).

Welche Auflage/Druckform hat die Zeitschrift und wie wird sie vertreiben?

Heike Anacker: 30 bis ca. 100, von mir überreicht oder verschickt.

Welche Infrastruktur steht Ihnen zur Verfügung (Büro/zu Hause...)?

Heike Anacker: Zuhause (klassisch mit Pinsel, Feder, Stift, Durchleuchtungstisch etc. und ein bißchen Computer (Macintosh, hier und da) + Copy-Shop.

Wie sieht das feed back aus, das sie bekommen?

Heike Anacker: Freundlich, relativ zahlreich; per Brief oder mündlich.

Wie finanzieren Sie ihre Zeitschrift? Gibt es dazu Finanzierungsmodelle im Sinne alternativer Ökonomien?

Heike Anacker: Es gibt kostspieligere Hobbies.

KONTEXT
Welche Verbindung sehen Sie zwischen der von Ihnen herausgegebenen Zeitschrift und der Frauenbewegung/zum Feminismus? Sehen Sie eine Verbindung zwischen ihrer Publikation und der Riot-Grrrl-Bewegung bzw. einer Do-It-Yourself-Philosophie?

Heike Anacker: Ich bin von all dem beeinflußt. Thematisch sehe ich mich in diesen Bezügen. Die Personen, an die ich mich zuerst wende, sind aber die alten Bekannten aus der PLOP-Zeit, also eher ‚Jungs' (und hetero). Allerdings nur noch die, die für meine Themen offen sind. Freundinnen wiederum sind für die Themen offen, aber nicht immer für die Form, die ich wähle (zu trivial für die, die mit Comics nichts anfangen können; teilweise zu verquer und zu sparsam für die, die bei mir manchmal "richtige Comics vermissen).

Bewegen Sie sich in einer Zine-Gemeinschaft? Verorten Sie sich in der Subkultur?

Heike Anacker: Ja.

Welche Rolle spielt für Sie das Internet? Verändert diese Art von Publikation ihre Publikationspraxis?

Heike Anacker: Bis jetzt keine Bedeutung.

Wenn Sie sich als Künstlerin verstehen, welchen Kunstbegriff vertreten Sie? Warum verortet sich die Zeitschrift im Kunstkontext? Was ist Ihnen wichtig?

Heike Anacker: Auf jeden Fall will ich mit dem, was ich zeichne, schreibe und veröffentliche, den Faden zu fassen kriegen, der mich mit anderen verbindet. Wozu das nütze ist, weiß ich nicht.

Herzlichen Dank!

(Die Interviews teilweise persoenlich, teilweise via e-mail.)


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Anacker, Heike: heikes läspencomics, Mönchengladbach, #1-#4, 1994-96.

Dies.: Comic-Zine, Mönchengladbach, 1997.

Another interview with Heike Anacker by Andreas Alt:

http://bugpowder.com/andy/plop.interview.heike.html


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